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DESIGN - Geschichte

Ein Mercedes erschließt sich dem Betrachter zuvorderst durch seine
Kühlergrill / Scheinwerfer / Stoßfänger - Einheit

Nach der durch Funktion (Ponton) oder Verspieltheit (Heckflosse) geprägten Nachkriegszeit sowie der wegen der hohen Kotflügel notwendigen vertikalen Frontscheinwerferzeit (600, W108, Strich-Acht) hatte der neue SL (107) bereits 1971 eine Designära eingeleitet, die -geprägt durch Breitbandscheinwerfer mit seitlich herumgezogenem Blinker- viele Mercedes-Baureihen schmücken sollte und die, zwei Dekaden später "auf dem Höhepunkt der Harmonie" (O-Ton Daimler) nach neuen Elementen verlangte.  Diese wurden in beeindruckender Weise zunächst durch den Plakettengrill (ab 1991 in der riesigen S-Klasse, zwei Jahre später in allen Hauptbaureihen) sowie 1995 mit der neuen E-Klasse und ihrer betörend schönen  Rundaugen / Kotflügel - Einheit verwirklicht.
Der Mercedes 190 (W201) reiht sich mittig in die ein Vierteljahrhundert dauernde "Blinker-Ära" ein, die mit Auslaufen von Bruno Saccos Meisterstück, dem SL R129 zuende gegangen ist (streng genommen erst mit Neuauflage des SLK).

Die nahe Zukunft sieht wieder herumgezogene Scheinwerfereinheiten mit integrierten Blinkern und Abbiegeleuchten.
Oft müssen die Stoßfänger mit Farbe und Form Massigkeit kaschieren helfen (W140, W164) und laufen doch meist erst bei der Modellpflege zu stilistischer Eleganz und Dynamik auf (W202, W210)...

Die barocke Chromära
116 (1972) 123 (1976) 126 (1979)  
  Aerodynamische Sachlichkeit
201 (1982) 124 (1984)    
Höhepunkt der Harmonie

Freiflächenreflektoren
140 (1991) 124 "E" (1993) 202 (1993)  
Biodesign

Klarglasabdeckungen
Xenon-/Projektionsscheinwerfer
210 (1995) 220 (1998) 203 (2000)  
Dynamische Designkanten

Funktionsüberhöhung (Kotflügel)
Charakterlinie
Technische brillantartige Lichttechnik:
erste LED-Lichteinsätze
211 (2002) 221 (2005) 204 (2007)  
    Formsuche

Skulpturale Inhomogenität

212  (2009)      

Design bei Mercedes-Benz oder Stilistik, wie früher genannt ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte.  Gerade das Unaufgeregte, unmodische, zeitlose bekräftigt bis heute den überdurchschnittlichen Wiederverkaufswert und das stets vorhandene Potential zum schon mittelfristigen Klassiker (Strich-Acht, W107 !).  Eine Position in der Design-Abteilung in Sindelfingen mag zwar in der Hierarchie gleich nach Petrus kommen, dennoch konnten aufstrebende Jungdesigner den Verlockungen anderer Konzerne nicht widerstehen (Murat Günak, W202 und CLS, heute Volkswagen-Designchef; Michael Mauer, R170 bzw. W168, heute Porsche-Designchef). 

Der zwischenzeitige Mercedes-Designchef Prof.Peter Pfeiffer und sein Team haben sehr unterschiedliche Ergebnisse zu verantworten; einerseits gefällige, sehr langlebige Formen (neue M-Klasse W164), andererseits kuriose Modellpflegesprünge (SL R230), "überstylte" Modelle wie B-Klasse oder völlig verunglückte Versuche wie R-Klasse (W251).

Auf der anderen Seite scheinen aerodynamische und produktionstechnische Zwänge Befürchtungen hervorzurufen, wonach das Exterieurdesign heutiger Automobile immer uniformer zu werden droht; dies wird aber nicht nur bei Daimler eindrucksvoll widerlegt (R171, W169, CLS!), man denke hier an den Münchner Mut (Siebener?, Fünfer!).  Übertriebene Familienähnlichkeiten (Volvo, Audi) bremsen verdienten Kundenzuspruch offenbar nicht.
Was bringt die Zukunft, besonders bei Mercedes?
Zunächst werden weitere aerodynamische Verbesserungen keinen merklichen Designschritt mehr auslösen (müssen) - Stichwort Unterboden, Radspoiler - , eher die Komponente Fußgängerschutz führt zu mächtigeren, höheren Motorhauben.  Bei den Scheinwerfern, eines der wichtigsten primären Designmerkmalen, könnten alternierende Rund-/Eckig-Zyklen für den notwendigen Neuerungseffekt sorgen, während das Heck bis auf weiteres mit dem zu W124-Zeiten eingeführten V-förmigen Heckdeckelanschnitt zu verbleiben hat; hier werden die Schlussleuchten entweder nur verfeinert (W202, W203, R170, W220, W211, C219), geteilt ausgeführt (W210, C208, W211, C207) oder überzeichnet (W140).

Schlussendlich musste nun eine Umkehrung der Trapezform eingeführt werden (B, R, W204), eine Anlehnung an den "Übervater" Maybach versucht (W221), jedenfalls eine dynamische Horizontalbetonung mittels LED-Schlusslichtband (SL, SLK, S...).  Der kurzfristig wesentliche, merkliche Designschritt wird wohl in der dynamischen Designfalte (Bordkante, Sicke) liegen, auch kecke Zusatzschnitte und Funktionsbetonungen (Radausschnitte, siehe W164) lockern auf.  Es bleibt aber abzuwarten, ob die massive Kotflügelrenaissance à la New Beetle bei S und CL ungeteilte Zustimmung erfahren wird.

Gordon Wagener, heutiger Design-Chef, zeichnet für die neu wirkende, letztlich merkwürdig inkonsequente Interpretation der E-Klasse (W212) verantwortlich; während Heckabschlüsse immer dynamisch-knackiger werden (W204, W212), wirken Motorhauben aufgesetzt (riesige Fugen), Tagfahrlichter improvisiert.

Für alle Hersteller, nun auch für Mercedes, bleibt Design eine Gratwanderung.  Ob historiefreie Sprünge (Opel, Ford), biedere Familienuniformität (Audi, Peugeot), Glanz (Polo) und Elend (Golf V), Mut (5er '03) und Zauder (3er), es wird für Kritiker und Kunden jedenfalls spannend wie nie...