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DESIGN - Form, Funktion, Schönheit

Wir schreiben das Jahr 1982.  Eine deutsche Fußballnationalmannschaft kommt auf ungeliebte Weise in ein WM-Finale.  Eine umsichtige aber kraftlose Bundesregierung wird mit einer Wende abgelöst.  In deutschen Landen beherrschen Klassiker wie VW Käfer und erste Golfs aber auch viele "Normal-Mercedes" W123 und Strich-Achter das Straßenbild.  Zunehmend sind Japaner mit ihrer schnörkellosen Form vorzufinden;  auch die große S-Klasse W126 mit ihrem aerodynamischen Äußeren konnte sich gut durchsetzen.
Groß ist die Spannung als Daimler-Benz -von den Medien bereits jahrelang begleitet- die neuen, kompakten Limousinen, die 190er vorstellt um ein neues Marktsegment zu erschließen.  Mit ihrer chromlosen aerodynamischen Form und dem hohen Heckabschluss provoziert sie naturgemäß - doch auch der zeitgenössische neue Ford Sierra gibt einen Hinweis auf die kommende Designrichtung im Automobilbau.  

Wer könnte die Formgebung der Mercedes-Kompaktklasse besser beschreiben als ihr Schöpfer, der langjährige oberste Daimler-Benz-Designer Bruno Sacco - anlässlich des "Automotive News World Congress 1999" hielt er eine Grundsatzrede die nachzulesen kaum interessanter sein könnte und dessen Abschnitt zum W201 hier zitiert sein möge:



 

 

"Mit der Einführung der Modellreihe 190 gegen Ende des Jahres 1982 begann für Mercedes-Benz eine neue Ära. Denn diese neue Fahrzeugklasse trug dazu bei, dass sich viele Kunden ihren ersten Mercedes-Benz leisten konnten. Der formale Ausdruck eines solchen Automobils ließ sich deshalb nicht durch stilistische Elemente des Luxus-Segments erreichen. Statt dessen musste das Design des Typs 190 provozieren: Der "kleine" Mercedes-Benz sollte zum Mittelpunkt der öffentlichen Auto-Diskussion werden - zum Tagesgespräch.

Der Einfluss der C111-3-Studie war damals klar in den präzisen Kanten und geprägten Linien, die parallel zu den sogenannten Flusslinien verlaufen, erkennbar. Das Design-Konzept wurde - aerodynamisch wie optisch - verbessert, indem wir eine kleine Falte in den Dachbereich integrierten.

Darüber hinaus sind klare Kanten und Facetten verantwortlich für den markant-eckigen Eindruck, den der Typ 190 vermittelt. Mittelpunkt bilden dabei die C-Säulen und der Kofferraumbereich."

(Rede nachlesbar auf dem DaimlerChrysler-Server)

 

Die 1988er - Modellpflege

Der Mercedes 190 war seit Ende 1982 auf dem Markt und hatte zuletzt Anfang 1985 eine kleinere Aktualisierung erhalten.  Da er nicht wie heute nach sieben Jahren durch eine Neukonstruktion ersetzt werden konnte, war eine größere Modellpflege im Herbst 1988 angezeigt.  Um noch weitere fast fünf (!) Jahre "durchhalten" zu können, war auch eine deutliche optische Auffrischung vonnöten.  Scheinwerfer, Heckleuchten und Kühlergrill wollte man wohl nicht - wie sonst oft praktiziert, Stichwort Heckflosse, StrichAcht - antasten, aber das im Frühjahr 1987 gestartete neue Mittlere Coupé C124 konnte ein Designmerkmal beisteuern, das eine gute Mercedes-Dekade prägen sollte:  die großen glattflächigen Seitenplanken, genannt "Sacco-Bretter".  Diese waren zwar schon bei der S-Klasse W126 eingeführt worden (1979 zunächst geriffelt, seit 1985 glatt), wegen des dortigen Chromzierrats aber nicht übermäßig aufgefallen.

Die Kunststoffanbauteile am Coupé waren zunächst ausschließlich in Grau gehalten (was heute bei einigen Lacken wie weiß oder rot stark verunstaltet wirkt), beim 190er jedoch in verschiedenen seidenmatten, den Außenlacken fest zugeordneten Kontrastfarben gehalten.  Diese Maßnahme darf auch auf die seinerzeit hohen Schwierigkeiten zurückgeführt werden, identische Farbwirkungen auf unterschiedlichen Oberflächen (Blech, Plastik) zu gewährleisten.  Ein Jahr später kam die komplette Mittlere Baureihe 124 in den Genuss dieser (nun farbigen) Seitenplanken.


Der Kunde hatte die Möglichkeit, Lacke zu wählen, die einen kaum sichtbaren Planken-Farbkontrast lieferten, wie anthrazitgrau, pajettrot oder impala; daneben gab es aber auch drastische Kontrastfälle, so bei nachtgrün, carraragrau, pueblobeige und bisonbraun.
Insgesamt schienen die Anbauteile
oftmals Schmutz kaschieren zu können sowie den Lack hochwertiger erscheinen zu lassen - abgesehen von der optischen Streckung des ganzen Limousinenkörpers.  Die nun hämatitfarben eloxierten Dach- und Fensterzierrahmen vermochten wieder ein Stück mercedes-typische Eleganz aufkommen zu lassen.

Interessanterweise ist die Baureihe 201 die letzte deren Scheinwerfer und Rückleuchten keiner Modellpflegemaßnahme unterzogen wurden.  Die Radzierblenden -an Reinheit (oder Schlichtheit?) nicht zu überbieten- (bei W123-Eignern zunächst des Neuerungseffektes wegen häufig nachgerüstet), waren bis auf minimalste Veränderungen über die Bauzeit gleichgeblieben:  ein großer Unterschied zu der seit C-Klasse-Zeiten bisweilen hektisch erscheinenden Rad-Dessin-Änderungsflut.
Die Abwesenheit modischer zeitgeistiger Elemente bewirkt, dass ein (gewaschener, polierter und unverbastelter) 190er heute auch in einem Neuwagen-Verkaufsraum alles andere als einen Fremdkörper darstellt.

Kleiner Ausflug in die Daimler-Benz-Design-Geschichte