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Der Mercedes 190 und seine Zukunft als Youngtimer

Obwohl die ältesten W201er gerade erst 20 Jahre alt geworden sind und somit noch eine ganze Dekade auf ihre begehrte Einstufung als Oldtimer im Sinne der deutschen Zulassungsbestimmungen vergehen muss, ist es angebracht sich einmal ganz unverbindlich Gedanken über die Baureihe 201 und ihre Rolle als Mitglied der überaus würdigen Mercedes-Automobilhistorie zu machen.
Ein Blick zurück veranschaulicht eindrucksvoll die Familiengruppen in denen sich heute die unterschiedlichsten Benz-Typen wiederfinden:
lässt man mal die extrem raren Vorkriegswagen beiseite, so werden diese Modell(reihen) verehrt (werden):

Gruppe Mitglieder Alter
Ponton "180";  "190";  "220 (S)" 40-50 Jahre
Heckflossen "Kleine";  "Große" ca.40 Jahre
Neue Sachlichkeit "StrichAcht";  "S-Klasse W108" 30-35 Jahre
Barockära W116;   W123 25-30 Jahre
Beginn der Neuzeit W201;   W124 jünger als 20 Jahre

Neben den ohnehin Sonderverehrungsstatus genießenden Spezialreihen wie SL oder 600 fällt auf, dass mindestens zwei Baureihen Vertreter einer "Ära" sind und so wird eines fernen Tages sicher der 190er in einem Atemzug mit der Mittleren Reihe genannt (und gesammelt) werden.
Dies ist umso verständlicher als beide große Gemeinsamkeiten aufweisen:  im Design (Motorhaube, Hubwischer, Seitenplanken, Dachform, Türen, Kotflügel) und in der Technik (Fahrwerk, Motoren) - zudem trennen beide nur zwei Jahre in ihrem Produktionszyklus.

Ist ein Club oder eine Sammlung zu begründen, so bedarf es bei Fahrzeugen bis zur Heckflosse allein wegen ihres Alters keiner größeren Erläuterungen;  beim StrichAchter ist aus verschiedenen Gründen ein schneller Übergang zum "Kultstatus" gelungen.  Eigner eines noch häufig gesehenen (und gefahrenen!) W123 verweisen zu Recht auf seine Eigenschaft als allerletztem Vertreter der chromverzierten Ära, als Aerodynamik noch nicht das alles beherrschende Thema war, zugleich aber bereits hochmoderne Features wie Airbag und ABS Einzug gehalten hatten.

Der Megaseller S-Klasse W126 (1979-1991) lässt sich mit seinen High-Tech-Zutaten (Ausnahme: Fahrwerk) und seiner aerodynamischen Form sowohl zur "Neuzeit" als auch wegen seines noch reichen Chromzierrats zur ausgehenden "Barockzeit" zählen und bleibt späteren Einstufungen vorbehalten.

Die Mercedes der 1980er Jahre, W201 und W124 werden teilweise bereits heute als letzte Vertreter der höchstqualitativen Mercedes-Bauphasen glorifiziert.  Nachdem heutzutage vergleichbare Modelle beider Reihen kaum Preisunterschiede trennen steht zu befürchten dass lediglich die großen 124er im Zweifel umfangreichere Erhaltungsmaßnahmen erfahren - es bedarf keiner Prophetie vorherzusagen dass viele kleinmotorige 190er (zumal ohnehin häufig jenseits der 300.000km Laufleistung) in diesen Monaten und Jahren den Weg der Verwertung gehen.  Vorstellbar ist angesichts der deutlich größeren Typenvielfalt und Produktionsmenge der "Mittleren", dass die 190er eines Tages einen besonderen Sammlerwert bekommen;  das beim 190er vielleicht noch ein kleines bisschen mehr gelungene Design  (Frontscheinwerfer, C-Säule, Heckleuchten) wird ein Übriges dazutun.
Schon jetzt darf man gespannt sein wieviele W201 in zwanzig Jahren noch zugelassen sein werden gerade im Vergleich zu den heutigen Zahlen einer kleinen Heckflosse  (190 / 190D / 200D)...

Sicher mitentscheidend für die Zukunft eines Automobils (neben seiner physischen Haltbarkeit) sind seine späten Nutzer; sie müssen zu ihren Fahrzeugen ein Verhältnis entwickeln und damit über wirtschaftliche Vernunft hinaus Erhaltungsmaßnahmen treffen / finanzieren.  Die derzeitigen meisten Fahrer/innen eines 190er lassen leider nicht das allerbeste erwarten; vor endgültigen Schlüssen vergleiche ein jeder persönlich die Zustände mit denen der StrichAchter:  nach "StrichAcht-Zeit" befinden wir uns derzeit im Jahr 1988.

Sehr spannend wird beispielsweise der Verlauf / die Zukunft des Clubs

190er-Freunde-Deutschland e.V.

 

In diesem Sinne:  lasst uns an die Zukunft unserer 190er glauben !